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Es werden Posts vom Oktober, 2017 angezeigt.

Digitaler Analphabetismus

Heute vormittag hat meine Kollegin ihrem Vater per Whatsapp ein Foto von sich und ihrem stetig wachsenden Babybauch geschickt. Wenige Minuten später lachte sie laut auf und berichtete mir, ihr Vater habe dieses Bild nun als sein Profilbild eingestellt. „Das war bestimmt ein Versehen!“, rief sie prustend, „der weiß nämlich gar nicht, wie man das macht!“ Ich schüttelte wortlos den Kopf, denn aus anderen Erzählungen weiß ich schon, daß die Eltern meiner Kollegin eher zu den digitalen Analphabeten gehören – obwohl sie noch gar nicht so alt sind und durchaus gebildet. Aber alles, was in den Computerbereich hineinspielt, muß ihre Tochten ihnen richten, sonst kriegen sie da nichts zum Laufen. Es dauerte auch gar nicht lang, da kicherte meine Kollegin wieder, denn ihr Papa hatte den Motivwechsel gerade bemerkt und sie tatsächlich gefragt, ob sie denn wohl dieses Babybauchbild gerade auf seinem Handy als sein Profilbild eingestellt habe. Diesmal ließ ich meinen Kopf wortlos auf meine

Marketing im kulinarischen Sektor

Heute hat meine Kollegin für unsere Süßigkeitentheke eine Tüte Magenbrot mitgebracht. Wenn auf der Theke etwas liegt, darf jeder, der vorbeikommt, sich davon nehmen. Da die Kollegin selbst die Tüte Magenbrot schon geöffnet hatte, griff ich vorhin auch zu. Ich mag Magenbrot sehr gern, und als ich das sagte, unterhielten wir uns eine Weile über die Sachen, die wir in der Weihnachtszeit für unentbehrlich halten, weil ohne die kein richtiges Weihnachten sein kann. Dabei stellte sich heraus, daß jene Kollegin, die das Magenbrot mitgebracht hat, selbst gar nicht so scharf drauf ist. Und wie wir so plaudern, sage ich, „Magenbrot“ sei ja eigentlich ein Name, der nicht wirklich sehr appetitlich klinge. Und durch diese Überlegung kamen wir dazu, eine kleine Sammlung anzulegen von Gerichten, deren Namen rein marketingtechnisch eine Katastrophe sind, weil sie eher zum Ausspucken animieren als zum Essen und Genießen. Fangen wir an: Haferschleim – geht es schlimmer als so?? Wer wil

Die J- und F-Knubbel

Als ich in den Achtzigern meine Banklehre antrat, war ich gerade vom allgemeinbildenden Gymnasium gekommen und konnte ein bißchen was über den Zitronensäurezyklus, die richtige Verwendung des Subjonctif im Französischen und auch einige Worte auf Englisch sagen – aber Buchführung, Zinsrechnung oder Maschinenschreiben hatte ich nie gelernt. Also belegte ich, weil das in der Berufsschule als Fach nicht vorgesehen war, einen Schreibmaschinenkurs bei der Volkshochschule. Ich lernte das Maschinenschreiben auf damals hochmodernen Typenradmaschinen, mußte mich also mit der für mechanische Maschinen notwendigen Kraftanstrengung nicht herumplagen. So gelang schon damals recht einfach das Blindschreiben, daß ich also, ohne auf die Tastatur schauen zu müssen, die richtigen Buchstaben anschlug. Dafür gibt es, lernte ich damals, bei den Buchstaben F und J je einen kleinen Knubbel auf den Tasten, damit man dort –  ebenfalls ohne hinzuschauen, sondern einfach nur tastend –  zu Beginn eines

Do it yourself - The Queens of Rolladengurt!

Gestern haben wir den Rolladengurt in unserem Schlafzimmer gewechselt. Was in einem Satz mit nur neun Wörtern so schlicht da steht, war allerdings ein längerer Prozeß. Es war nicht der erste Rolladengurt, den wir selbst gewechselt haben. Wir haben das in vergangenen Jahren schon häufiger selbst gemacht, aber es lagen zwischen dem einen und dem nächsten Wechsel immer mindestens mehrere Monate. So genau erinnerten wir uns also nicht daran, wie wir beim letzten Mal vorgegangen waren. Von unseren früheren Versuchen hatten wir noch eine Anleitung, die wir aus dem Internet mal ausgedruckt hatten, in der Schublade bei dem Auswechselgurt liegen, der gestern nun dran glauben mußte. Schritt 1 (Aufschrauben des Kästchens mit dem Gurtspanner und Entfernen des Altgurts aus demselben) klappte noch ganz prima. Alle nächsten Schritte aber paßten nicht wirklich auf unsere Gegebenheiten, da man beim Vorgehen durchaus auch die Bauweise des Rolladenkastens berücksichtigen muß. Gurtspulen und

Blubbern für die Stimmgesundheit

Ich habe ja jahrelang auf dem Vorläufer dieses Blogs meine Episoden aus dem Chorleben erzählt, was seit einiger Zeit schon nicht mehr geschieht, weil ich das Chorsingen wegen ständiger Stimmprobleme aufgegeben habe. Nun habe ich dieser Tage eine Dame wiedergetroffen, die in ebenjenem, meinem ehemaligen Chor nach wie vor singt und mich bei der Gelegenheit nach meinem stimmlichen Befinden fragte. Ich gab offen zu, daß ich skeptisch bin, was die Genesung meiner Stimme anbelangt, und daß ich wahrscheinlich so bald nicht wieder einsteigen werde. Da wies sie mich auf eine Methode hin, mit der man ganz sanft mit einfachstem Hilfsmittel diverseste Stimmstörungen „wegüben“ kann. Bei dem Hilfsmittel handelt es sich um einen Silikonschlauch, den man in eine gewisse Menge Wasser taucht, und durch den man dann auf den Laut „Uuuuuu“ in das Wasser quasi hineinsingt. Das Wasser beginnt dadurch zu blubbern, und es entsteht ein Gegendruck durch die Luftröhre auf den Stimmapparat, der eine Lockeru

Abschied einmal anders

Gestern war ich bei einer höchst sonderbaren Trauerfeier. Das heißt, die Feier an sich war nicht ungewöhnlich, eine ganz normale protestantische Trauerfeier eben. Sonderbar war, daß der Pfarrer, der sie abhielt, die Trauergemeinde in dem Glauben ließ, es handele sich um eine Trauerfeier mit Beerdigung („Heute müssen wir Herrn XY… beerdigen…“). Tatsächlich aber war man gestern lediglich zum Abschiednehmen zusammengekommen; der Verstorbene wird jetzt erst noch eingeäschert, bevor er beerdigt wird. Und so war das Ende der Feier das eigentlich Befremdliche an dem Ganzen, denn der Friedhofsangestellte öffnete die Glasflügeltür, die zum Friedhof führt, wie wenn nun gleich der Sarg dort hindurchgeschoben und man sich gemeinsam auf den Weg zur letzten Ruhestätte machen würde. Durch diese Tür ging aber nur der Pfarrer (wortlos und ohne einen weiteren Hinweis), der Sarg wurde durch eine andere Tür rechts abbiegend wieder nach hinten gefahren, wo die Toten normalerweise auf ihre Bestattung