Abschied einmal anders

Gestern war ich bei einer höchst sonderbaren Trauerfeier. Das heißt, die Feier an sich war nicht ungewöhnlich, eine ganz normale protestantische Trauerfeier eben.
Sonderbar war, daß der Pfarrer, der sie abhielt, die Trauergemeinde in dem Glauben ließ, es handele sich um eine Trauerfeier mit Beerdigung („Heute müssen wir Herrn XY… beerdigen…“). Tatsächlich aber war man gestern lediglich zum Abschiednehmen zusammengekommen; der Verstorbene wird jetzt erst noch eingeäschert, bevor er beerdigt wird.
Und so war das Ende der Feier das eigentlich Befremdliche an dem Ganzen, denn der Friedhofsangestellte öffnete die Glasflügeltür, die zum Friedhof führt, wie wenn nun gleich der Sarg dort hindurchgeschoben und man sich gemeinsam auf den Weg zur letzten Ruhestätte machen würde. Durch diese Tür ging aber nur der Pfarrer (wortlos und ohne einen weiteren Hinweis), der Sarg wurde durch eine andere Tür rechts abbiegend wieder nach hinten gefahren, wo die Toten normalerweise auf ihre Bestattung warten.
Und da stand sie nun, die Trauergemeinde, und guckte dumm, denn offenbar wußte außer der Familie kaum jemand, daß jetzt erst noch eine Einäscherung folgen würde, die Feier hiermit also zu Ende war.
Die Dame hinter mir faßte es dann auch in Worte: „Des war jetzt abber bleed!“ Und damit verließ sie ohne weitere Worte zusammen mit ihrem Gatten die Friedhofskapelle.
Ich möchte wissen, was jetzt mit all den wunderschönen Blumen geschieht, die auf und um den Sarg herum in großer Fülle aufgestellt waren. Ein Grab wird es nämlich nicht geben, denn der Herr wird unter einem Baum seine letzte Ruhe finden.

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