Kann ich Kommas setzen - oder muß ich?
Ich habe gerade einen Online-Test absolviert, der meine
Kenntnisse zur korrekten Kommasetzung abgeprüft hat.
Ich war darauf vorbereitet, daß dieser Test selbstredend die neuen Regeln
abfragen würde – denn die alten gelten ja mittlerweile als falsch bzw. als
Kann-Regeln, auch wenn ich persönlich heftig um sie als verpflichtend trauere.
Ich biß also die Zähne zusammen und bewertete die Kommas in den Testsätzen nach
den neuen Kommaregeln, so weit diese mir bekannt sind.
Das Testergebnis lautete schlicht: „Ja gut, du hast es drauf!“ Und das, obwohl
ich nur 7 von 9 richtig bewertet hatte. Und die zwei, bei denen ich falsch
gelegen hatte, waren von der Sorte, bei der mittlerweile tatsächlich ein Komma an
der Stelle gesetzt werden kann, an der der Sprecher entweder Luft holt oder
noch einmal kurz innehält, um genau zu überlegen, was er denn nun im weiteren
Verlauf des Satzes sagen will. Wie man diese Kommas erkären will (im Sinne
einer Regel), weiß ich nicht, und ich werde es auch nicht nachschlagen, da ich bei
einer Kann-Regel (zu deutsch: mach es, wie du willst!) es eben mache, wie ich
will.
Ich nenne diese Kommas ja „Achtung, jetz küttet!“-Kommas, weil mir kein anderer
Sinn einfallen möchte als der, durch Anheben der Stimmlage oder kurzes Innehalten
beim lauten Vorlesen einen sinnhaft erhobenen Zeigefinger zur Steigerung der
Aufmerksamkeit des Lesers bzw. Hörers zu signalisieren. Fast kommen mir diese
Kommas vor wie die Zeichen p und f oder pp und ff in der Notenschrift, die dem
Musiker anzeigen, wie laut eine Stelle zu interpretieren ist.
Nun ja, da die Menge der Leute, die die Kommasetzung weder nach alter noch nach
neuer Regel beherrschen, sehr groß ist, muß ich nicht oft diskutieren, ob meine
richtig sitzen. Insofern lebe ich mit Regeln, die ich nicht verstehe, ganz gut.
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