Umgang mit dem Tod - früher und heute
Las ich doch dieser Tage in einem anderen Blog über die
Geschichte zweier Brüder, die unter auffallend ähnlichen Umständen innerhalb
weniger Tage den Tod gefunden hatten. Angeblich waren beide im 19. Jhdt. das
Opfer von Pferdehufen und Wagenräder geworden.
Autorin und Leser/-innen waren natürlich sofort hellhörig, und schon patschten
sich alle in die Hände vor Aufregung bei dem Gedanken, da könne es doch nicht
mit rechten Dingen zugegangen sein. Auch ich patschte, runzelte die Stirn und wunderte
mich über so viel Naivität der Behörden, die diese Übereinstimmung offenbar
nicht verdächtig gefunden und die Todesfälle nicht näher unter die Lupe
genommen hatten.
Heute nun im selben Blog zu lesen, dass sich lt. anderer Unterlagen doch alles
anders zugetragen hatte, nahm den ganzen Umständen die vermeintlich kriminelle
Note und gab mir das Vertrauen zurück, dass auch in damaligen Zeiten
Todesumstände nur dann einfach so hingenommen wurden, wenn sie eindeutig „natürlicher
Art“ waren.
Wie selbstverständlich ich es allerdings für möglich gehalten hatte, daß man
seinerzeit den Tod eines Menschen als nicht besonders erschütterndes Ereignis,
sondern als derart selbstverständlich zum Alltag gehörende Komponente empfunden
hat, daß man ihn schulterzuckend akzeptiert und „einfach weitergemacht“ hat,
läßt mich darüber nachdenken, wie wenig ich mit dieser Sicht auf jene Zeit wohl
den Menschen von damals gerecht werde.
Ich gehe schon davon aus, daß man im 19. Jhdt. insgesamt weniger zimperlich
durchs Leben ging bzw. gehen mußte; Zuneigung zu Familienmitgliedern und Trauer
um dieselben waren aber doch sicher nicht weniger stark ausgeprägt – eher im
Gegenteil wahrscheinlich. Immerhin war man ganz direkt, ja im Grunde körperlich
voneinander abhängig, um gemeinsam die viele Arbeit auf Feld und Hof zu
meistern.
Auf jeden Fall beruhigt es mich, daß in dieser Geschichte hier offenbar kein
Mörder mit seinen Untaten davon gekommen ist, sondern es sich schlicht um einen
Fehler im Bericht gehandelt hat.
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