Machense mal den Arm frei!

Vor einiger Zeit habe ich meinen Hausarzt gewechselt. Seit langem schon war ich mit meinem bisherigen nämlich nicht zufrieden gewesen.
Immer wenn ich zu ihm kam, war deutlich zu spüren, daß er es eigentlich gar nicht leiden konnte, wenn jemand sein Sprechzimmer betrat, und daß er am liebsten alles unter der Tür schon besprochen hätte, damit er mich nicht anfassen mußte und mein Aufenthalt bei ihm nicht länger als 2 Minuten dauerte.
Tatsächlich hat er rein diagnostisch oder bei der Behandlung meiner Zipperlein keine Fehler gemacht, aber betreut fühlte ich mich nicht, zumal ich ihm bei jedem meiner Besuche wieder in Erinnerung rufen mußte, welche Medikamente ich gegen welche Krankheiten regelmäßig nehme.
Nun gehe ich – wie gesagt – zu einem anderen Arzt. Er ist nicht bei uns im Ort, aber der Fahrweg dorthin ist auch nicht allzu weit.
Bei meinem ersten Besuch war ich knapp eine Stunde bei ihm, er nahm meine Krankengeschichte auf, meine aktuelle Medikation und erzählte mir dann, was er in der nächsten Zeit zu besprechen und zu untersuchen vorhatte.
Ich ging damals aus der Praxis in der sicheren Annahme, daß er nichts dergleichen tun würde.
Aber ich sollte mich täuschen! Bei meinem nächsten Termin, zu dem ich lediglich zur Blutabnahme erschien, wurde ich gemessen und gewogen (Ergebnis: ich bin zu klein für mein Gewicht), der Blutdruck wurde kontrolliert, Herz und Lungen wurden abgehört (Jetzt tiiiiief einatmen!... Äääh, und natürlich auch wieder ausatmen!), mein Impfstatus wurde erhoben (von der Geburt bis heute!) und der nächste Termin sofort vereinbart, der – es überrascht wohl nicht – vergleichbar ausführlich ausfiel.
Nun war ich heute morgen zur Grippeschutzimpfung dort, und selbst da wurden zuerst Herz und Lunge abgehört und der Blutdruck gemessen! 
Ich bin noch ganz irritiert, obwohl ich ja bereits weiß, daß ein Besuch in dieser Praxis anders verläuft als bei meinem ehemaligen Hausarzt. Aber offenbar hat sich die Gewohnheit, um 08:03 Uhr eine Praxis zu betreten und sie um 08:07 Uhr schon wieder zu verlassen, so tief bei mir eingenistet, daß es noch eine ganze Weile dauern wird, bis ich mich an eine echte Patientenbetreuung gewöhnt haben werde. Und daran, nicht jedes Mal klarstellen zu müssen, daß ich – nein! – bisher nicht „gar keine Medikamente eingenommen habe“!

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