Die J- und F-Knubbel

Als ich in den Achtzigern meine Banklehre antrat, war ich gerade vom allgemeinbildenden Gymnasium gekommen und konnte ein bißchen was über den Zitronensäurezyklus, die richtige Verwendung des Subjonctif im Französischen und auch einige Worte auf Englisch sagen – aber Buchführung, Zinsrechnung oder Maschinenschreiben hatte ich nie gelernt.
Also belegte ich, weil das in der Berufsschule als Fach nicht vorgesehen war, einen Schreibmaschinenkurs bei der Volkshochschule.
Ich lernte das Maschinenschreiben auf damals hochmodernen Typenradmaschinen, mußte mich also mit der für mechanische Maschinen notwendigen Kraftanstrengung nicht herumplagen.
So gelang schon damals recht einfach das Blindschreiben, daß ich also, ohne auf die Tastatur schauen zu müssen, die richtigen Buchstaben anschlug.
Dafür gibt es, lernte ich damals, bei den Buchstaben F und J je einen kleinen Knubbel auf den Tasten, damit man dort –  ebenfalls ohne hinzuschauen, sondern einfach nur tastend –  zu Beginn eines Schreibvorgangs die beiden Zeigefinger positionieren kann. Liegen die Zeigefinger korrekt auf diesen beiden Tasten, gelingt das Zehnfingerschreiben quasi mühelos.
Heute nun lese ich folgende Überschrift in der Online-Ausgabe des Magazins mit dem Himmelskörper als Logo: „Darum haben ‚F‘ und ‚J‘ eine kleine, aber wichtige Erhebung“
Ach, dachte ich mir da, habe ich etwa Sinn und Zweck dieser Knubbel die ganzen Jahre über falsch in Erinnerung gehabt? Verbirgt sich dahinter doch ein Geheimnis, das für mich zu lüften bisher niemand geschafft hat? Oder handelt es sich bei dem Text gar um eine unterhaltsame Glosse? Und was mache ich? Ich Blödel rufe den Artikel tatsächlich auf!
Eigentlich dürfte man meinen, daß zur Zeit genug auf der Welt passiert, daß von einer Saure-Gurken-Zeit nicht gesprochen werden kann. Aber für solche Dümmstbanalitäten wie die Erklärung einer Sache, die schon seit Jahrzehnten jeder weiß und jeden langweilt, ist offenbar immer wieder irgendwo noch Platz.
Wenn ich jetzt nicht selbst gerade jede Menge Buchstaben an dieses Thema verschwendet hätte, würde ich mir jetzt die Haare raufen und laut ausrufen: „Wieso, zum Teufel, schreibt jemand einen Text zu solch einem Thema, das die Welt nicht braucht?!“ Und wieso veröffentlicht der stern sowas sogar?

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